Tom Benson: Registers and Greyscales

10.12.2006 – 28.04.2007


Speziell für den Oberlichtraum der Stiftung hat der Künstler eine Arbeit geschaffen, welche die Repräsentation von Farbe zum Thema hat. Bekannt wurde Benson mit technisch perfekten, monochromen Bildtafeln, in welchen er pudrig leuchtende Farbpigmentschichten mit der Härte von Aluminium verbindet. Die Wahrnehmung von Farbe im Raum ist, wie bei allen monochromen Malern, sein Thema. Mehr und mehr kam er jedoch zu einer ganz anderen Frage: Was passiert, wenn man Farben reproduziert? Denn mit jedem neuen Katalog, mit jeder Einladungskarte stellte er fest, dass die Farbqualität und die subtile Farbwirkung des Originals durch den Druckvorgang verändert wird, oder sogar völlig verloren geht. Rot bleibt zwar Rot, aber die Druckfarbe hat niemals denselben Farbwert wie ein Pigment.



2005 entstand anläßlich einer Ausstellung in Japan eine kleine Publikation, in der Benson die unterschiedlichen Möglichkeiten der Reproduktion und das heißt auch der Repräsentation eines Bildes vorführt. Ein rotes Bild, ursprünglich ein Kadmiumrot, wurde zuerst als reine Farbfläche mit zwei unterschiedlichen Druckfarben und Drucktechniken abgebildet, dann ist es auf Schwarz-weiß-Fotografien im Raum zu sehen, frontal, von der Seite und sogar von hinten, und schließlich auf dem Umschlag des Katalogs als Schwarz-Weiß-Raster. Ein solches Raster verbindet sich in unserer Wahrnehmung, je nach Abstand, zu einem Grauwert. Und durch diese Arbeit wurde dem Künstler klar, dass auch die schwarz-weiße Rasterung je nach Farbwert des Ausgangsbildes differiert. Ein blaues Bild ergibt einen anderen Grauwert als ein rotes Bild. Wobei die Farbe immer nur einen einzigen Grauwert hat, der Grauwert aber viele verschiedene Farben repräsentieren kann. Für die Ausstellung in Reutlingen hat Tom Benson nun eine Serie von 21 Greyscales hergestellt. Von 0% = Weiß, in 5%-Schritten bis hin zu 100% = Schwarz. Wobei sich beim ersten Blatt das Problem zeigt, dass man Weiß auf Weiß nicht drucken kann, da keinerlei Rasterpunkte vorhanden sind. Also ist das gedruckte Weiß immer dunkler, und das heißt 'weniger weiß' als das Papier. Als Wahrnehmungsbasis hat Benson deshalb die Wand links frei gelassen, damit der Betrachter wirklich bei Null beginnen kann. Und einen zweiten Nullpunkt hat er am anderen Ende des Raums gesetzt, dort hängt, in direkter Nachbarschaft zum letzten, vollständig schwarzen Raster, ein wirklich weißes Bild.



Aus der Entfernung sehen wir die Greyscales als eine kontinuierliche Reihe von Grautönen. Aus der Nähe kann man die Veränderung unserer Wahrnehmung beobachten, nämlich von schwarzem Punkt auf weißem Grund (bis 50%) zum weißen Punkt auf schwarzem Grund (ab 55%). An der langen Wand gegenüber dieser Serie hängen zwei Originale, ein gelbes und ein ockerfarbenes Bild und zwar jeweils exakt an der Stelle, wo ihr Farbwert dem Grauwert gegenüber entspricht. Und wem dies zu wenig Farbe ist, der sollte sich nur eine Zeitlang ganz nah vor eine der schwarz-weißen Rasterflächen stellen, um dann zu erkennen wie bunt ein Grau werden kann.

Gabriele Kübler

Fotos: Nikolaus Koliusis

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